Archiv der Kategorie: Biografie

Glückstage in der Hölle

Glückstage in der Hölle (Originaltitel: Things the Grandchildren Should Know) ist die Autobiografie von Mark Oliver Everett (E), dem Sänger und Gründer der Band Eels. Das bewegte und einzigartige Leben des Sohnes eines weltberühmten Physikers, welches von zahlreichen Schicksalsschlägen überschattet wurde, ist ein Loblied auf das Leben selbst.

Mark Oliver Everett steht heute mit seiner Band Eels auf den großen Bühnen der Rockbands dieser Welt. Erst im Jahr 2014 entstand eine grandiose DVD eines Konzertes in der Royal Albert Hall in London.

Inhalt

In seiner Autobiographie Glückstage in der Hölle beschreibt Mark sein Leben chronologisch. Er beginnt mit seiner Kindheit. Diese war stark von einer „laissez-faire Erziehung“ und der ständigen Beschäftigung des Vaters mit seinem Beruf geprägt. Der starke Einfluss seiner bipolaren Schwester und der damit verbundene Drogenkonsum in jungen Jahren legen die Grundsteine für sein Interesse an einer künstlerischen Betätigung. Der Tod zahlreicher ihm nahestehenden Menschen führt dazu, dass Mark sich im Laufe seines Lebens wiederholt in die Einsamkeit zurück zieht und sich über Jahre hinweg isoliert.

In diesen Zeiten sind einige Eels-Stücke entstanden, deren Bedeutung einem erst nach der Lektüre dieses Buches bewusst wird. So ist das fröhliche klingende I like Birds kein Song über Vögel, sondern eine Hommage an seine Freundin Birds. Diese war jahrelang bis zu ihrem Tod seine Nachbarin in seinem Wohnort Echo Park war. Mit dem Lied My beloved monster hat Eels auf die letzten Lebensjahre seiner Schwester Liz Bezug genommen, welche später Selbstmord beging. Schmunzeln muss man als Leser bei der Anekdote über den Song Mr. E’s Beautiful Blues. Die Vereinbarungen mit der Plattenfirma zwangen E dazu, trotz aller Gegenwehr in einem Musikvideo zur seichten Teenie Komödie Road Trip mitzuspielen. Diese bezeichnet er selbst als einen der schlimmsten Momente seiner künstlerischen Karriere.

Fazit zu Glückstage in der Hölle

Dieses Buch ist abwechslungsreich, traurig und dennoch lebensbejahend. Es ist auf keinen Fall nur für Fans der Eels geeignet. Viel eher ist es eine stark reflektierte Autobiografie eines Menschen, der ohne die geringste Geltungssucht schildert, wie ein vom Unglück verfolgter Mensch seinem Leben mit der Musik große Bedeutung geben kann. Den englischen Titel hat der eigentlich kinderlose E gewählt um aufzuzeigen, dass er noch nicht „am Ziel angekommen ist“. Demzufolge freut er sich auf sein weiteres Leben. Nach vielen Jahrzehnten geht er endlich mit einem guten und positiven Gefühl durchs Leben. Dies zeigt sich abschließend in diesem Zitat:

Life is so full of unpredictable beauty and strange surprises. Sometimes that beauty is too much for me to handle. Do you know that feeling? When something is just too beautiful? When someone says something or writes something or plays something that moves you to the point of tears, maybe even changes you.

Carl Djerassi – Der Schattensammler

Carl Djerassi VortragDer Schattensammler ist gemäß dem Untertitel des Buches die allerletzte Autobiografie von Carl Djerassi. Der österreichisch-amerikanische Chemiker hat mit der (chemischen) Erfindung der Pille (er bezeichnet sich selbst als Mutter der Pille) maßgeblich zur gesellschaftlichen Entwicklung des vergangenen Jahrhunderts beigetragen und mit seiner wissenschaftlichen Tätigkeit einen tiefen Fußabdruck hinterlassen.

Inhalt

Djerassi hat in der Vergangenheit bereits Autobiografien verfasst (über unsere ISBN Suche sind diese durch Eingabe seines Namens auffindbar) und betrachtet das vorliegende Werk als abschließende Autobiografie. Möglicherweise liegt es an seinem unermüdlichen Taten- und Geltungsdrang, dass er in diesem Buch auch offene und klare Worte für Konflikte der Vergangenheit findet. Er wirft der Stanford University vor, ihn in Folge interner Grabenkämpfe trotz all seiner Leistungen und Erfolge “vom Hof gejagt zu haben”. Andererseits versucht er – in seinem nur sehr bedingt bescheidenen Stil – aufzuzeigen, dass vielseitige Interessen und Passionen die Grundlage für ein erfülltes Leben darstellen.

Neben seiner intensiven wissenschaftlichen Tätigkeit hat sich Carl Djerassi auch als Autor von Romanen einen Namen gemacht und mehrere Bücher veröffentlicht, die einen Bezug zur Wissenschaft haben und die Literaturgattung “Science-in-fiction” begründeten. Später verfasste er im selben Stil auch Theaterstücke. Weiterhin ist als renommierter Kunstsammler bekannt. Die Werke des Kunstsammlers Djerassi von Paul Klee sind in einer Dauerausstellung im MoMA in San Francisco zu bewundern. Die Förderung der Künste und der Künstler spielt eine wichtige Rolle in seinem Leben, insbesondere in den Jahrzehnten nach dem Selbstmord seiner Tochter, welche selbst Künstlerin war.

Fazit zur letzten Autobiografie von Carl Djerassi

Mich hat das Buch neugierig gemacht, da ich Djerassi in den vergangenen Jahren wiederholt durch Interviews und Dokumentationen “begegnet” bin. Das Buch ist aus meiner Sicht jedoch das Werk eines Mannes mit zwei Seiten: Trotz des erfüllenden Lebens Djerassis wirkt seine letzte Autobiografie an vielen Stellen wie das Werk eines verbitterten alten Mannes, dessen Selbstreflexion sich auf seine Arbeit beschränkt. Diese Kapitel sind jedoch umso interessanter, da sich Djerassi intensiv mit den Konsequenzen seiner Arbeit auseinandergesetzt hat und dem Leser beispielsweise in Hinblick auf die demographischen Auswirkungen der Einführung der Antibabypille eine interessante Perspektive ermöglicht. Wer, wie ich, wiederholt auf Djerassi gestossen ist und eine gewisse Neugierde verspürt, wird die Lektüre dieses Buches nicht bereuen. Im folgenden Video bekommt man einen ersten Eindruck seiner Person.

Chris Lonsdale – The Third Ear – You Can Learn Any Language

Ich bin auf Chris Lonsdale durch seinen TED Talk „How to learn any language in six months” aufmerksam geworden. Chris ist 1981 – in einer Zeit in welcher China noch ein äußerst exotisches Reiseziel war – zum ersten Mal nach China gereist. Sein Plan war, innerhalb von 2 Jahren fließend Mandarin zu sprechen. Dieses Ziel hatte er bereits nach 6 Monaten erreicht (er sprach nicht wie ein Muttersprachler, konnte sich aber fließend verständigen).

Chris Lonsdale TED TalkIn diesem Buch will Chris Lonsdale zeigen, wie ein Erwachsener eine neue Sprache schnell, leicht und effektiv lernen kann. Dabei greift Lonsdale auf seine Erfahrungen mit dem Thema (Sprachen-) Lernen zurück, mit welchem er sich seit seinem 12. Lebensjahr beschäftigt.

Die Methode von Chris Lonsdale

Im Laufe von The Third Ear gibt Lonsdale eine Vielzahl von Tipps (5 Prinzipien und 7 “Actions”), die er seitenlang auf Basis seiner eigenen Erfahrungen erörtert. Exemplarisch ist z.B. die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der zu lernenden Sprache. Auch wenn man erst am Beginn des Lernprozesses ist, solle man sich seiner Meinung nach so häufig wie möglich der neuen Sprache aussetzen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob man das Gehörte auch versteht. So kann man beispielsweise fremdsprachige Nachrichtenstreams ansehen oder Radiosender hören.

Später beim Lernen der Wörter wird es einem unbewusst leichter fallen, sich die Wörter zu merken und sie später auch in einen Kontext zu bringen. Lonsdale räumt auch mit einigen Mythen auf, wie etwa die Redensart, dass es Kindern leichter fällt (Sprachen) zu lernen. Stattdessen zeigen Beobachtungen, dass Kinder nur deshalb schneller neue Sprachen lernen, da sie bei einem Umzug ins Ausland meist vom 1. Tag an der neuen Sprache ausgesetzt sind und viel mehr Zeit als ihre Eltern mit dieser verbringen. Untersuchungen zu diesem Thema haben laut Lonsdale gezeigt, dass bei ähnlichem Zeitinvestment Erwachsene die Sprache sogar schneller gelernt haben.

The Third Ear – Fazit

Jeder, der wirklich Interesse am Lernen von Sprachen hat, jedoch frustrierende Barrieren im Kopf hat, wird seiner Motivation mit dieser Lektüre ankurbeln können. Vor allem für Leser fortgeschrittenen Alters dürfte das Buch von Chris Lonsdale als Inspiration dienen. Wer jedoch eine technische Anleitung sucht, wird mit diesem Buch nicht glücklich werden. The Third Ear enthält derart viele biografische Informationen und Anekdoten aus dem Leben des Autors, dass es eigentlich nur zu 50% als Lernratgeber bezeichnet werden kann.

Josef Wilfling – Abgründe

Der volle Titel dieses Buches lautet: Abgründe: Wenn aus Menschen Mörder werden – Der legendäre Mordermittler deckt auf. Der ehemalige Münchener Mordermittler Josef Wilfling beschreibt in diesem Buch die beeindruckendsten Fälle seiner Karriere, wobei dem Leser sehr schnell klar wird, was Abgründe wirklich heisst. Nach den etwas zähen ersten zwanzig Seiten, in welchen Wilfling grob die Grundsätze seiner Tätigkeit abhandelt, erzählt der Ermittler verschiedene Mordfälle, welche alle unterschiedliche Motive haben. Die Titel der einzelnen Kapitel kennzeichnen diese Motive: Grausamkeit, Heimtücke, Mordlust, Perversitäten, Verdeckung, Wollust und Habgier. Dazwischen sind noch einige aufschlussreiche Kapitel mit Fällen gelagert, welche auch die Gedanken und Erfahrungen von Josef Wilfling wiedergeben.

Die Abgründe seines Berufs sind zwar den meisten Lesern ein Begriff, dennoch schockiert die Beschreibung der Psyche der Täter mitunter ungemein. Kritisch muss jedoch hier auch auf Wilflings zahlreiche Seitenhiebe gegen das seiner Ansicht nach „zu liberale“ Strafrecht hingewiesen werden, die relativ unfundiert bzw. meiner Ansicht nach beinahe manipulativ in den Text eingebunden werden. Diese Betrachtungen sind stets einseitig, machen jedoch nur einen ganz geringen Teil des Buches aus. Der Großteil liest sich wie ein spannender Krimi mit viel Realitätsbezug und einem interessanten Einblick in die Arbeit der Polizei. Insbesondere die Art und Weise, wie Zeugen verhört und taktisch bearbeitet werden ist faszinierend und wahrscheinlich nie zuvor in Deutschland derart detailliert wiedergegeben worden, zumal der Leser zu den faktischen Einsichten auch Eindrücke von der Gedankenwelt eines Verhörspezialisten erhält.

Spannende Mordfälle und Lokalkolorit

Das Buch ist durchaus empfehlenswert, mir hat es wahrscheinlich sogar noch ein bisschen mehr gefallen da ich als Münchener die Schauplätze der meisten Straftaten, welche im Rahmen des Buches besprochen werden, kenne und sich für mich dadurch wohl der Realitätsfaktor erhöht.

Beachtenswert ist wie Josef Wilfling es schafft, die Arbeit und die Schritte der Polizei detailliert zu schildern ohne dabei jemals langweilig zu werden oder sich in Belanglosem zu verlieren. So schildert er die Aufdeckung eines Mordes aus Mordlust nahe der U-Bahn Station Michaelibad München in München auf 56 Seiten sowie einen Mord aus Wollust an einer Studentin im Olympiadorf auf 60 Seiten. Gerade diese beiden langen Fälle sind die interessantesten Fälle des Buchs. Zwar ist der Täter insbesondere bei letzterem Fall früh bekannt, jedoch ist es gerade die Beschreibung der Polizeiarbeit durch Josef Wilfling, die einen großen Spannungsmoment erzeugt. Beim Lesen des Buches gerät man wirklich in einen Bann aus Faszination, wenn man liest, wie die Münchener Mordkommission Morde ohne Zeugen und ohne Spuren am Tatort aufklärt.

Fazit zum ersten Buch von Josef Wilfling

Das Buch ist zu empfehlen, ich habe es an zwei Tagen durchgelesen, da ich es nach einiger Zeit einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte.

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Warren Buffett – Das Leben ist wie ein Schneeball

1300 Seiten habe ich verschlungen, aber hätte mich das Buch „Das Leben ist wie ein Schneeball“ nicht persönlich interessiert, hätte ich wohl kaum durchgehalten. Durchgehalten assoziiere ich in diesem Fall jedoch nicht mit Unerträglichkeit oder Ähnlichem, denn diese Biographie des Milliardärs und Anleger-Papstes Warren Buffett ist durchaus zu empfehlen. Klar – man sollte schon Interesse für die Person Buffett mitbringen, sonst wird es kaum Sinn machen das Buch in die Hand zu nehmen.
In diesem Buch geht es nicht um Anlagekniffe oder Tipps und Tricks des Altmeisters, obgleich man seine grundsätzliche Art zu denken und zu handeln durchaus in der Zeichnung seiner Person durch Alice Schroeder erahnen kann. Das Buch geht ins Detail und das stark – und wird dennoch nie langweilig. Denn trotz der einfach erscheinenden Monotonie des Lebens Buffetts entspricht diese Sichtweise nur sehr bedingt der Realität, denn Buffett kam trotz frühen Bezuges zur Wirtschaft nur über viele Stationen an die Stelle, an welcher sein wahrnehmbarer Erfolg einsetzte und er langsam begann, sich zu einer Investmentlegende zu entwickeln, welche erst Jahrzehnte später von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden sollte. Von seiner Kindheit bis ins „Hier und Jetzt“ begleitet diese Biographie das Leben Buffetts, eines Mannes der eine kindliche Begeisterung in eine Passion verwandeln konnte und dieser bis ins hohe Alter nacheifert. Seine Biographie ist für sowohl für seine Anhänger wie auch für latent Interessierte Leser ein Buchtipp für aufschlußreiche Abende.