Haruki Murakami – Afterdark

In Haruki Murakamis Buch Afterdark schildert der Autor eine einzige Nacht in Tokyo aus der Sicht verschiedener Personen, deren Schicksale sich kreuzen. Wie in den meisten seiner Werke fühlt man sich umgehend in eine japanische Welt versetzt, die kosmopolitisch und zugleich universal ist. Murakami führt jeden Charakter detailliert ein, ohne die für ihn typischen übersinnlichen Elemente zu vergessen, die seine Bücher begleiten, ohne sie zu definieren oder gar zu dominieren.

Das Buch schildert eine einzige Nacht in der japanischen Hauptstadt Tokio. Es beginnt in den Abendstunden des Vorabends und endet mit dem Morgengrauen des darauf folgenden Tages. Keiner der Charaktere in Afterdark ist eine Hauptfigur, jeder ist nur eine Sequenz in dieser Nacht.

Ein junges Mädchen, welches überraschend in einem Restaurant Besuch von einem Bekannten ihrer älteren Schwester erhält, ist der erste Charakter des Buches, den der Leser kennenlernen darf. Dann der eben erwähnte junge Mann, der auf dem Weg zu seiner Bandprobe ist. Die Betreiberin eines Liebeshotels, in welchem eine chinesische Prostituierte Probleme mit einem Freier bekommt. Die ältere Schwester und ein Büroangestellter einer IT-Firma sind weitere Personen, die wir in diesem Buch für eine Nacht begleiten, jedoch nicht wirklich kennenlernen. Sie alle sind wenig konventionell, jedoch genau jene Menschen, die jeder von uns kennt und zugleich nicht wirklich kennt. Der Kollege aus der anderen Abteilung, der Unbekannte in der U-Bahn im Anzug oder die dubiose Person auf der anderen Straßenseite.

Jeder Leser kann dieses Buch genießen, denn Murakami erzeugt wie auch in anderen Büchern (z.B. 1Q84) starke Bilder und schreibt mit klaren Worten, die trotz ihrer Deutlichkeit mehr durch ihre Poesi als durch ihre technische Präzision gekennzeichnet sind. Das Buch ist kurzweilig und tiefgehend, ohne dass man sich übermäßig während der Lektüre konzentrieren müsste.