Die Geschichte von Sieben Jahre

In Sieben Jahre beleuchtet der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm das Leben des Studenten und späteren Architekten Alexander. Der junge Akademiker lernt während seines Studiums in München Sonja und Iwona kennen. Diese zwei Frauen dominieren fortan auf subtile Weise sein Leben. Mit der Einen wird er ein Kind bekommen, die Andere wird er heiraten. Das biblische Thema von Jakob, welcher sieben Jahre auf Rachel warten muss, diente Peter Stamm als Inspiration für den Titel des Buches.

Peter Stamm und der Mann in der Mitte des Buches

Alexander und sein Clique um Ferdi, Rüdiger und Sonja stehen kurz vor dem Abschluss ihres Architektur-Studiums. Alle vier jungen Architekten haben große und kleine Träume. Diese handeln von der beruflichen Selbstverwirklichung, dem selbstständigen Leben und der großen Karriere  oder der Familiengründung.

Peter Stamm erzählt Sieben Jahre aus der Sicht von Alexander in der dritten Person. Dieser Stil ermöglicht gleichzeitig einen Blick in Alexanders Seelenleben und bewahrt dennoch die notwendige Distanz, welche die sachliche Erzählweise von Peter Stamm charakterisiert.

Über einen Zeitraum von deutlich mehr als sieben Jahren wird erzählt, wie Alexander vom ersten Praktikum nach dem Studium zum erfolgreichen Chef eines Architekturbüros wird. Zum Ende seines Studiums beginnt seine feste Beziehung zu seiner Kommilitonin Sonja, welche in einer Heirat mündet.

Parallel dazu besteht seine heimliche Beziehung zur sozial unverträglichen Iwona. Diese übt auf keiner greifbaren Ebene einen Reiz auf ihn aus. Dennoch ist er in den schwerelosen Momenten in ihrer Gegenwart scheinbar glücklich. Die Erzählung erfolgt überwiegend in Form eines Rückblicks im Rahmen eines Gesprächs von Alexander mit Antje, einer mütterlichen Freundin von Sonja.

Sieben Jahre – ohne sentimental zu werden

Der ganze Roman dreht sich um die innerliche Zerrissenheit eines Mannes zwischen zwei Frauen. Zu keiner Sekunde ist die Form des Romans jedoch kitschig oder auch nur annähernd rührselig. Es handelt sich hier um keine Liebesgeschichte sondern um eine Lebensgeschichte und die Beziehungen, welche dieses Leben prägen.

Die ambitionierte Kommilitonin Sonja ist die perfekte Wahl: hübsch, klug und sympathisch. Die einfache Polin Iwona scheint jedoch das Gegenteil zu sein. Sie ist gesellschaftlich nicht integriert, spricht gebrochen deutsch und hält sich illegal in Deutschland auf. Dennoch fühlt sich Alexander in Iwonas Nähe geborgen wie er es bei Sonja nie erlebt hat.

Jeder kann wahrscheinlich sich oder Menschen aus seinem Umfeld mit Charakteren aus dem Buch identifizieren. Peter Stamm mystifiziert nichts in diesem Buch. Im Gegenteil – er beschreibt eine Realität die wir alle kennen. Diese alltäglichen Probleme und menschlichen Schwächen sind eingebettet in ein Leben, welches für viele Menschen Realität ist.

Der Stamm’sche Held

Die Passivität Alexanders, welcher beinahe als Anti-Held der heutigen Gesellschaft betrachtet werden kann, erinnert beispielsweise an Thomas in Peter Stamms neuerem Werk Weit über das Land. Seine klare und nüchterne Sicht der Welt widerspricht vollkommen seinem teilweise stark irrationalem Handeln.

Von Markus

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