In Verbrechen erzählt der ausschließlich auf Strafrecht spezialisierte Berliner Anwalt Ferdinand von Schirach von zahlreichen…
Mit Die Würde ist antastbar: Essays veröffentlicht der Strafverteidiger und Schriftsteller Ferdinand von Schirach nach zwei Bänden mit Kurzgeschichten und zwei Romanen eine Sammlung. Diese besteht aus 13 Essays zu unterschiedlichen Themen. In diesem Buch setzt sich von Schirach mit den ethischen Fragestellungen zu aktuellen gesellschaftlichen Ereignissen wie einem Rauchverbot, der Ermordung Osama bin Ladens oder der Vorratsdatenspeicherung auseinander.
Menschenrechte und Freundschaft
Das erste Essay trägt die Überschrift des Buchtitels. Der Autor diskutiert – ausgehend von der Ermordung Osama bin Ladens und darauf folgenden positiven Reaktionen u.a. von der deutschen Bundeskanzlerin – völkerrechtliche Regelungen, die einst gegen das Bedürfnis nach Rache errichtet wurden. Diese werden in bestimmten Situationen dennoch bewusst umgangen. Im Verlauf des Kapitels zieht von Schirach einen treffenden Vergleich zwischen Menschenrechten und Freundschaft. Beide „taugen nichts“, wenn sie sich nicht auch und gerade in den schwierigen und dunklen Tagen bewähren.
Im Essay Weil wir nicht anders können schildert von Schirach das Autorenleben und führt aus, warum Autoren ihre Bücher nicht selbst vermarkten sollten und welche Bedeutung dem Verleger im Entstehungsprozess eines Buches zukommt. Er tritt für eine strikte Arbeitsteilung zwischen Schriftsteller und Verlag ein und schildert dies anschaulich anhand der Entstehungsprozesse seiner bisherigen Bücher.
Reine Menschen, reine Luft
Leider zeigt der Autor im Kapitel Die Kunst des Weglassens eine gewisse Technologieskepsis. Das Kapitel wirkt zum Erscheinungstermin des Buches völlig veraltet. So philosophiert von Schirach über das „iPad [..] das neue Gerät des Soft- und Hardware-Herstellers Apple“. Dieses Kapitel passt leider gar nicht zu den übrigen reflektierten Kapiteln dieses Buches. Im Essay Reine Menschen, reine Luft über Raucher und Nichtraucher erfährt der Leser, dass das Rauchen im dritten Reich verpönt war und Anti-Raucher Zeitschriften wie „Reine Luft“ oder „Die Tabakfrage“ verlegt wurden, da der Tabakkonsum dem „hygienisch sauberen Deutschen“ entgegenstand.
Dieses Buch ist lesenswert, jedoch anders als frühere Werke von Ferdinand von Schirach. Die eigenständigen Essays kann man in wenigen Minuten lesen. Jedoch kann man sie ganze Abende diskutieren. Dieses Buch ist nicht übermäßig unterhaltsam und kann dennoch der Grund für angeregte Unterhaltungen sein. Die angesprochenen Themen sind mit Sicherheit nicht nur für Juristen interessant, sondern auch für jeden am Zeitgeschehen interessierten Bürger.
Das Buch enthält viele interessante Fakten aus der Kategorie „Gut zu wissen“. Dennoch finde ich es etwas kurz
Von Schirach schreibt großartige Kolumnen. Das Buch ist eine Kolumensammlung, nicht mehr und nicht weniger. Aber in der Zeitung würde man sie vergessen und so haben sie wenigstens eine eigene ISBN Nummer 😉